Psychotherapie und Psychotraumatologie
Dr. Joachim Graul
Zwangsstörungen
Bei dieser Gruppe seelischer Störungen handelt es sich um verschiedene Störungsbilder, die das Erleben und Verhalten von Betroffenen bestimmen. Ihnen gemeinsam ist, dass es um sich wiederholende, belastende, den Alltag einschränkende zwanghaft erlebte Gedanken und/oder Handlungen geht, die nicht gewollt, nur schwer unterbrechbar und als kaum kontrollierbar erlebt werden.
- Zwangsgedanken mit unterschiedlichen Inhalten (z.B. Furcht vor Krankheitserregern, Gedanken mit sexuellem Inhalt, aggressive Gedanken mit Bildern oder Impulsen, z.B. jemanden verletzen zu wollen)
- Zwangshandlungen (z.B. Kontrollieren, Waschen, Säubern, Ordnen, Zählen, Wiederholen)
Behandlung der Zwangsstörungen
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine wirksame Behandlungsform für Zwangsstörungen. Die Zielsetzung der Therapie richtet sich einerseits auf die Reduktion und einen veränderten Umgang mit Zwangssymptomen und andererseits auf die Bearbeitung der persönlichen Hintergründe, die zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von Zwangssymptomen beitragen.
Einen wichtigen Punkt in der Behandlung von Zwängen stellt die sogenannte Exposition mit Reaktionsverhinderung dar. Hier geht es vereinfacht darum, Sie zu unterstützen, einen anderen Umgang mit Zwangsgedanken und -handlungen zu erlernen. Dabei kommt es zuerst zur Konfrontation mit einer Auslösesituation, bei der Sie dann auf Zwangshandlungen verzichten. Anschließend geht es darum, mit den aufkommenden Emotionen auf hilfreiche Art und Weise umzugehen. Expositionssitzungen können innerhalb wie außerhalb des Therapierraumes oder auch im häuslichen Umfeld durchgeführt werden. Dabei versuche ich Sie, insbesondere zu Beginn der Expositionsbehandlung, persönlich zu begleiten.
Dies ist ein sehr wichtiger Schritt in der Behandlung und braucht neben einer guten Vorbereitung die aktive und entschlossene Mitarbeit von Ihnen in dem Wunsch, einen neuen Weg in Ihrem Leben einzuschlagen.
Im weiteren Teil der Therapie stehen Themen im Vordergrund, die zur Aufrechterhaltung der Zwänge beigetragen. Hier kommen häufig Erfahrungen und Entwicklungen aus der eigenen Lebensgeschichte und ihren Auswirkungen im Erwachsenenalter zur Sprache. Dies können schmerzhafte Erfahrungen, seelische Verletzungen, Unsicherheit im Vertrauen zu sich und anderen wie auch belastende Gefühle wie Schuld, Trauer, Ekel, Scham oder ein negatives Bild von der eigenen Person sein.
Ich finde es wichtig, wenn Sie einverstanden sind, Angehörige zeitweise in die Therapie mit einzubeziehen. Ziel ist hier, Angehörige darin zu unterstützen, die Zwangssymptome der Betroffenen besser einzuordnen und zu besprechen, wie diese die Therapie von Ihnen am besten unterstützen können.