Psychotherapie und Psychotraumatologie
Dr. Joachim Graul

Angststörungen

Unter dieser Überschrift lassen sich verschiedene Formen von Störungen unterordnen, deren gemeinsamer Nenner die Angst ist. Für fast alle Angststörungen gilt (bis auf die Angst vor Spritzen), dass die angenommene Gefährdung weit über das realistische Maß oder die reale Gefahr hinausgeht. Unabhängig davon fühlt es sich aber für Betroffene so real an, dass Sie in jedem Falle versuchen, den angenommenen Befürchtungen und unangenehmen, teilweise als bedrohlich empfundenen Körperempfindungen aus dem Wege zu gehen. Dies führt nicht nur zu erheblichen Einschränkungen im alltäglichen Leben, sondern auch zu weiteren seelischen Beeinträchtigungen und Verhaltensänderungen wie z.B. depressive Beschwerden oder Substanzgebrauch.

Ich biete für folgende Angststörungen psychotherapeutische Behandlungen an:

Agoraphobie mit und ohne Panikstörungen: Panikattacken treten plötzlich, ohne Ankündigung, unerwartet auf, begleitet von intensiv erlebten körperlichen Symptomen (z.B. Schwitzen, Zittern, Herzrasen), begleitet von Befürchtungen z.B. an einem Herzinfarkt sterben zu müssen, die Kontrolle zu verlieren, ohnmächtig zu werden – was peinlich wäre oder keine Hilfe zu bekommen. Bei der Agoraphobie werden bestimmte Situationen vermieden oder mit großer Angst ausgehalten wie z.B. große Plätze, Menschenmengen oder öffentliche Verkehrsmittel, aus denen ein Rückzug nur schwer möglich wäre.

Soziale Angststörung: Diese Form der Angststörung steht in Zusammenhang mit Angstzuständen in sozialen Situationen. Die Befürchtungen der Betroffenen beziehen sich z.B. darauf, sich zu blamieren, unangenehm aufzufallen, etwas falsch zu machen und dafür von anderen negativ bewertet, kritisiert, verlacht oder abgelehnt zu werden. Dementsprechend vermeiden Betroffene wenn möglich bestimmte Situationen, wie z.B. vor anderen zu sprechen, in der Öffentlichkeit zu essen / zu trinken oder eine öffentliche Toilette aufzusuchen. Wenn das Vermeiden sozialer Situationen nicht möglich ist, versuchen Betroffene z.B. sich zu kontrollieren, Blicken aus dem Weg zu gehen, kaum etwas zu sagen oder ständig ihre vermeintliche Wirkung zu überprüfen

Spezifische Phobien: Hier handelt es sich um intensive Ängste vor bestimmten Situationen oder Objekten. Diese Ängste beziehen sich z.B. auf Tiere wie Hunde oder Insekten; auf Höhen oder Tiefen; bestimmte Krankheiten; Erbrechen; Spritzen.

Generalisierte Angststörung: Bei dieser Störung kommt es zu anhaltendem ängstlichen Grübeln und sich Sorgen, begleitet von Nervosität, Unruhe, körperlichen Symptomen. Versuche, durch Ablenkungen oder Substanzen diese Befürchtungen und Sorgen zu vermeiden helfen nur kurzfristig; dann kehren sie wieder zurück. Die Ängste ziehen sich mehr oder weniger durch den gesamten Tag und beziehen sich auf unterschiedliche Themenbereiche, wie z.B. Sorge/Befürchtungen um Partner oder Familienangehörige, Gesundheit anderer, Finanzen usw., ohne dass es dem realen Anlass bzw. im Ausmaß angemessen wäre.

Betroffenen ist in aller Regel bewusst, dass diese eigentlich übertrieben sind, können sie aber nicht einfach ablegen. Die Angstsymptome und Bewältigungsversuche (Vermeidung) führen zu Einschränkungen im Alltag, Leiden und häufig weiteren seelischen Beschwerden, sehr oft z.B. zu depressiven Symptomen.

 

Behandlung der Angststörungen

Hier soll nur kurz auf das bei allen hier genannten Angststörungen angewandte Behandlungsvorgehen eingegangen werden. Jeweilige Besonderheiten und individuelle Anpassungen in der Behandlung werde ich mit Ihnen dann jeweils im persönlichen Gespräch klären. Die kognitive Verhaltenstherapie hat gut erforschte und wirksame Behandlungsmethoden für diese unterschiedlichen Angststörungen und möglichen Folgestörungen entwickelt. Die Ziele der Behandlung der jeweiligen Angststörung sind die Reduktion von Angstsymptomen, die realistische Einschätzung vermeintlicher Gefahr, der Abbau von Meideverhalten und der Aufbau eines veränderten Umganges mit Angstgefühlen. Außerdem geht es immer auch um die Bearbeitung der persönlichen Hintergründe, die zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von Ängsten beitragen.

Eine zentrale Behandlungsmethode von Angststörungen ist die sogenannte Expositionstherapie. Hier werde ich Sie darin unterstützen, nach entsprechender Vorbereitung, in der Vorstellung und/oder in realen Alltagssituationen, sich Ihren Ängsten zu stellen und zu lernen, diese ohne Meideverhalten zu bewältigen. Bei den ersten Expositionsübungen werde ich Sie nach Möglichkeit am Anfang begleiten. Diese führen wir ggf. innerhalb der Therapiersitzungen, v.a. aber auch außerhalb des Therapierraumes durch. Die Absicht ist, dass Sie die Auseinandersetzung mit gefürchteten Situationen allein bewältigen. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt in der Behandlung und braucht neben einer guten Vorbereitung die aktive und entschlossene Mitarbeit von Ihnen in dem Wunsch, einen neuen Weg in Ihrem Leben einzuschlagen.

Es kann sehr hilfreich sein, wenn Sie einverstanden sind, Angehörige oder Mitarbeiter eines Sozialpsychiatrischen Dienstes, sofern dieser Sie bereits unterstützt, zeitweise in die Therapie mit einzubeziehen. Ziel ist hier, dass Ihre Angehörige Ihre Angstsymptome besser verstehen und zu besprechen, wie diese die Therapie unterstützen könnten.